MUTVORAN
Auf der Straße von Marčana nach Duga Uvala biegen Sie in Richtung Mutvoran ab. Dort erwartet Sie der Rest der ehemaligen histrischen Gradina und einer späteren römischen Siedlung. Heute ist es ein Dorf mit wenigen Einwohnern, dessen glorreiche Vergangenheit durch Überreste prähistorischer Burgwälle und mittelalterlicher Mauern erinnert wird, sowie durch die Pfarrkirche St. Maria Magdalena mit ihrer äußerst wertvollen künstlerischen Ausstattung.
Hauptaltar der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Mutvoran
Der imposante zweigeschossige Haupaltar der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Mutvoran zählt zu den bedeutendsten Werken der Renaissance-Sakralkunst in Istrien. Er wurde im Jahr 1533 vollendet und dem venezianischen Holzschnitzer Paolo Campsa de Boboti zugeschrieben, einem der angesehensten Meister der Hochrenaissance.
Der Altar wurde vom damaligen Bischof von Pula, Altobello Averoldi, in Auftrag gegeben, der auch für die Restaurierung der Kirche in den 1520er-Jahren verantwortlich war. Seine Vision und sein Engagement führten zur Entstehung dieses außergewöhnlichen Werkes, das noch heute von der künstlerischen Blüte jener Zeit zeugt.
Im Geiste der italienischen Hochrenaissance gefertigt, besticht der Altar durch meisterhafte Ausführung und Detailverliebtheit. Er ist reich geschnitzt, vergoldet und bemalt; seine Ästhetik zeigt sich in den sogenannten „matronenhaften Proportionen“ der Figuren, dem sanften Kontrapost sowie den feinen, fließenden Draperien, die die Bewegung der Heiligenfiguren elegant begleiten.
HUT AB – Die Geschichte des (Nicht) Bedeckens des Kopfes, Ausstellungskatalog, Etnographisches Museum Zagreb, 2019. Herausgeberinnen: Aida Brenko, Mareta Kurtin, Vesna Zorić
HOCHZEITSKOPFBESCHMUCK, S. 92
„Eine wichtige Funktion des zeremoniellen Kopfschmuckes ist magisch. In dem Hochzeitskranz aus Mutvoran konzentriert sich der größte Teil der symbolischen, magischen Botschaften und Bedeutungen. Er stellt den ersten Schritt dar, mit dem das Mädchen in eine neue soziale Schicht eintritt, in den Kreis verheirateter Frauen.“
„Die Fülle an Farbenfreude im Hochzeitskranz – mit überwiegend roten Verzierungen, Spiegelchen, Glasperlen, Anhängern, Federn … – dient vor allem dem Zweck, die Braut zu schützen und böse Einflüsse abzuwehren, damit der Wunsch nach Nachkommenschaft gesichert und erfüllt wird.“
„Häufiger sind einfache Hochzeitskopfschmucke, bestehend aus einem schlichten Blumenkranz oder dekorativ verflochtenen einfarbigen oder bunten Bändern. Ein Beleg für das Alter solcher Kränze findet sich in der Statue der Gottesmutter in der Kirche von Mutvoran. Dieser Kranz stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und wurde bis zum Ersten Weltkrieg von Bräuten abgenommen und ausgeliehen. Zahlreiche Bänder zeugen von seinem Alter: Bräute fügten dem Kranz im langen Zeitraum seiner Nutzung Bänder oder ein persönliches Zeichen hinzu, wodurch sie Schutz und Segen erhofften.“
DIE BRAUT IN DEN KROATISCHEN HOCHZEITSTRADITIONEN, Ausstellungskatalog, Etnographisches Museum Zagreb, Institut für Ethnologie und Folkloreforschung, Zagreb, 1996.
Jelka Radauš‑Ribarić stellte fest, dass der Mutvoraner Kranz die Statue der Gottesmutter in der Kirche St. Maria Magdalena in Mutvoran schmückte; er wurde bis zum Ersten Weltkrieg entnommen und Bräuten verliehen, vermutlich auch in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Hochzeitskranz in der Sakristei aufbewahrt. Sein Alter bezeugen zahlreiche dekorative Bänder verschiedener Herkunft und Fertigungszeit, die offensichtlich über einen langen Zeitraum im Einklang mit den neuen Modetrends hinzugefügt wurden. Dieser Kranz verdient eine besondere Untersuchung, die sein großes Alter bestätigen könnte. Es existieren weitere Zeugnisse über einen Kranz – Symbol der Jungfräulichkeit –, der der seligen Jungfrau Maria geschenkt wird, ihre Statue schmückt und von dem er gelegentlich genommen und Bräuten geliehen wird. Der Wert der Bänder, die für den Brautkranz aufgewendet werden mussten, überstieg jedoch oft die Möglichkeiten der meisten bäuerlichen Familien, so wurde in manchen Fällen das ganze Dorf beteiligt, um der zukünftigen Braut ein Band oder zwei für ihren Kranz zu schenken.
„Indem eine solche Krone getragen wird, sicherte sich die Braut einen besonderen Schutz: Weihe und Segen, so sehr ersehnt im Augenblick der Heirat, sowie Schutz gegen den bösen Blick und Wohlstand in der Ehe. Im Gegenzug fügten die Bräute dem Kranz ein Band hinzu und hinterließen Zeichen über sich selbst (Name, magischer Knoten oder Schutzzeichen, hergestellt mit Faden). So entstand der imposante Mutvoraner Hochzeitskranz aus künstlichen Blumen mit einer Fülle von Bändern, die bis zu den Knien reichen und fast vollständig das Gesicht der Braut verbergen.“
Eine Postkarte von einer Hochzeit in Krnica, auf der die Braut den Mutvoraner Hochzeitskranz trägt.
Quelle: Hochzeitszug aus Krnica
Festzugs Comité; Oest. Photogr. Gesellschaft
Wien, erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
EMI‑MEI, E 6352

















